Ein Atemzug Wahrheit – Wie aus einem Portrait ein Erlebnis wird
Ein Bericht vom Loslassen vor der Kamera
Ich stehe in einem stillen Raum.
Nichts lenkt ab – nur das weiche Licht, das durch ein hohes Fenster fällt, und die leise Stimme des Fotografen:
„Du musst nichts tun.
Nur hier sein. Atmen. Dich spüren.“
Ich atme.
Langsam.
Zum ersten Mal an diesem Tag bemerke ich, wie angespannt ich war.
Wie sehr ich mich an ein Bild von mir selbst geklammert habe – das richtige Lächeln, die gute Seite, die Pose, die man kennt.
Doch hier zählt das nicht.
Der Körper spricht zuerst
„Leg deine Hand auf dein Herz“, sagt er.
Ich zögere kurz – dann tue ich es.
Eine einfache Geste. Doch in dieser Berührung spüre ich mich.
Die Kamera klickt nicht. Noch nicht.
Der Moment gehört nur mir.
Ich verlagere mein Gewicht, lasse die Schultern sinken, atme noch einmal tiefer.
Die Schale fällt.
Nicht mit Knall – sondern wie ein leiser Mantel, der zu Boden gleitet.
Die Magie beginnt nicht mit einem Klick
Als das erste Bild entsteht, weiß ich es nicht.
Ich spüre nur, dass ich da bin.
Nicht „in Szene gesetzt“.
Nicht arrangiert.
Sondern in Verbindung – mit mir, meinem Atem, meinem Inneren.
Es ist fast meditativ.
Ein Innehalten.
Ich denke nicht mehr darüber nach, wie ich aussehe.
Ich bin einfach.
Und genau da – beginnt etwas zu leuchten.
Es ist kein Schauspiel. Es ist Wahrheit.
Er spricht nicht viel.
Ein Blick. Ein Nicken. Ein Moment der Ruhe.
Ich bewege mich – nicht viel.
Ein kleines Neigen des Kopfes.
Ein stiller Blick aus dem Fenster.
Meine Hände ruhen locker in meinem Schoß.
Ich vergesse, dass da eine Kamera ist.
Und dann…
… fühle ich diesen Moment der Öffnung.
Es ist fast verletzlich.
Aber es fühlt sich nicht unsicher an – sondern kraftvoll.
Wie wenn man nach Hause kommt – in sich selbst.
Das Gesicht zeigt nicht nur, was du bist.
Es zeigt, dass du da bist.
Nach dem Shooting schaue ich die ersten Bilder an.
Und ich bin überrascht.
Nicht von der Technik – die ist brillant.
Nicht vom Licht – das ist wie gemalt.
Sondern davon, dass ich mich sehe.
So, wie ich bin, wenn ich aufhöre zu spielen.
Keine Maske.
Keine Rolle.
Kein Instagram-Gesicht.
Nur ich.
Mit Tiefe. Mit Weichheit. Mit Kraft.
„Du musst kein Model sein“, hatte er gesagt.
„Du musst nur den Mut haben, dich zu zeigen.“
Jetzt weiß ich, was er meinte.
Warum es mehr ist als ein Bild
Ein Portrait-Shooting wie dieses ist keine Fotosession.
Es ist eine Reise.
Ein Innehalten.
Ein kleines Ritual des Wiedererkennens.
Und das Bild, das daraus entsteht, trägt diese Energie in sich.
Es spricht – ohne Worte.
Es berührt – ohne zu erklären.
Es erinnert dich: Du bist mehr als dein Spiegelbild.
Du bist ganz. Echt. Sichtbar.
Vielleicht ist jetzt dein Moment
Du musst nichts mitbringen.
Keine Erfahrung. Keine Pose. Kein Make-up.
Nur dich.
Deinen Atem.
Und die Bereitschaft, dich selbst vielleicht ganz neu zu sehen.
Ein Portrait kann ein Fenster werden.
Und manchmal – wenn du Glück hast – ist es ein Spiegel, in dem du dich zum ersten Mal wirklich erkennst.
Willkommen.
Dein Moment wartet.

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